Presseartikel: Schweizer Bauer

Sie zieht sich fürs Image aus

Vielleicht nicht auf den ersten Blick, aber irgendwann fallen sie beim Betrachten des Bauernkalender-Bilds von Melanie Jäger auf. Die tätowierten Traktoren-Reifenspuren auf ihren Rippen. «Mir gefallen Traktoren sehr», sagt sie. Dass sie für den Bauernkalender aber neben einem posiere, sei Zufall. Sie kam ans Set und da stand schon der alte Bührer. «Das war echt ein Highlight», sagt sie. Die Marke sei ihr egal gewesen. Hauptsache, ein Traktor.

Die Faszination für die landwirtschaftlichen Fahrzeuge kommt nicht von ungefähr. Wie alle Models im Schweizer Bauernkalender hat Jäger einen landwirtschaftlichen Hintergrund. Und zwar nicht zu knapp. Sie ist in Vorarlberg auf dem Milchwirtschaftsbetrieb ihrer Eltern aufgewachsen. Rund 100 Kühe hatten sie. Ihr Vater glaubte aber, keinen Nachfolger zu haben, weil er keinen Sohn hatte. Deshalb verkaufte er die Kühe. «Er hatte nicht damit gerechnet, dass ich Interesse an der Landwirtschaft habe», erzählt Melanie Jäger am Telefon.

Viel Druck

Sie hatte aber Interesse, und zwar so viel, dass sie die dreijährige Ausbildung zur Land- und Forstwirtin, wie das in Österreich heisst, machte. Momentan arbeitet sie aber nicht direkt in der Landwirtschaft. Die mittlerweile 28-Jährige lebt in Rohrschacherberg SG an der österreichischen Grenze und arbeitet in Goldach SG in einem Aluminiumwerk als Qualitätsprüferin. Sie ist aber in einer Viertelstunde auf dem elterlichen Betrieb und hilft oft im Stall der Pferde, Schafe und Ziegen. Der Vater macht darüber hinaus Lohnarbeiten.

Für sie ist klar, dass sie den Betrieb später übernehmen wird. In welcher Form auch immer. «Würde ich ihn vollberuflich führen, bräuchte ich einen Mann und eine Familie, die mich unterstützt, allein kann man so etwas nicht machen. Zurzeit habe sie keinen Partner und könnte sich ohnehin vorstellen, weiterhin im Nebenerwerb zu bauern. «Wenn man einzig von der Landwirtschaft leben muss, bringt das viel Druck mit sich. Ich finde es deshalb sehr schön, nebenbei zu arbeiten und aus Leidenschaft zu bauern», sagt sie.

«Playboy» zum Spass

Die Landwirtschaft liegt ihr am Herzen. Deshalb wollte sie sich für den Bauernkalender ausziehen. Sie ist der Meinung, dass sich dadurch das Image der Bauern und Landwirtinnen aufbessern lässt. «Viele junge Leute in der Landwirtschaft kämpfen mit Vorurteilen. Ich will zeigen, dass es in der Landwirtschaft sehr attraktive Menschen gibt», sagt sie. Auch sie sei oft mit Vorurteilen konfrontiert. «Wenn mich die Leute sehen, denken sie oft, ich sei Coiffeuse oder so. Sie sind dann ganz erstaunt, wenn sie sehen, wie ich anpacken kann», erzählt sie. Nicht nur das Image der Bauern war ihr aber wichtig, als sie sich leichtbekleidet für den Kalender ablichten liess. Sie arbeitete schon vorher als Model und ist es gewohnt, Fotos von sich machen zu lassen. «Vor zwei Jahren habe ich mich sogar für den Playboy ausgezogen. So zum Spass», erzählt sie. Das hätte ihre bäuerlichen Freunde überhaupt nicht interessiert. Die hätten erst jetzt, wo sie im Bauernkalender 2021 abgebildet ist, so richtig auf ihre Tätigkeit als Model reagiert. «Endlich machst du etwas Gescheites», sollen sie gesagt haben.

Quelle: Schweizer Bauer vom 10. Januer 2020, Julia Spahr

 

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