Presseartikel: Aargauer Zeitung

Automechaniker, Dachdecker, Landwirt und jetzt Model: Wie dieser Freiämter aus Langeweile im Bauernkalender landete 

Der muskulöse Oberkörper ist frei, das Hemd locker um die Hüfte gebunden. Mit seinen kräftigen Händen hält Remo Müller die grosse schwarze Kuh am Strick nah bei sich. Der Blick des blonden Mannes mit gepiercter Augenbraue geht in die Ferne, im Hintergrund braut sich ein Gewitter zusammen. 

Die düstere Stimmung auf dem Bild passt zum November. Dem Monat, in dem der Kallerer Remo Müller im kommenden Jahr an unzähligen Wänden in Schweizer Haushalten hängen wird. Der 30-Jährige ist einer von drei Aargauern und von insgesamt zwölf Herren, die für die Männerausgabe des Bauernkalenders 2022 posiert haben. 

Dabei gehörte das Modeln bisher eigentlich überhaupt nicht zu Müllers Freizeitbeschäftigungen. Er lacht und bestätigt: «Nein, da bin ich so reingerutscht. Sonst begeistere ich mich eher für den Motorsport. Ich fahre Töff und Kart oder tauche gerne.» 

Wegen Corona-Frust ist er beim Fotoshooting gelandet

Doch wie kommt Müller, der auf einem Bauernhof in der 400-Seelen-Gemeinde Kallern aufgewachsen ist, dazu, sich für einen schweizweiten Kalender ablichten zu lassen? «Mir war wegen Corona langweilig», erzählt Müller und ergänzt: «Den Bauernkalender kenne ich von meiner Ex-Freundin, die selbst einmal mitgemacht hat. So habe ich mich einfach angemeldet.» 

Nach der Anmeldung – man muss dafür Bilder von sich einsenden und Angaben zur Haarfarbe sowie Konfektionsgrösse und Beruf machen – sei er zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen worden. Aus den rund 100 eingegangenen Bewerbungen durften sich 30 Bewerberinnen und Bewerber im vergangenen April während eines zehnminütigen Castings präsentieren. Weshalb sich die Jury dann für ihn entschieden hat, weiss Remo Müller nicht. 

Das Hauptkriterium, den persönlichen Bezug zur Landwirtschaft, erfüllt er jedenfalls. Zwar ist Müller aktuell nicht als Bauer tätig, doch der Plan für seinen eigenen Hof steht bereits. «Im Jahr 2024 werde ich den Betrieb meiner Eltern übernehmen », erzählt er. Dafür hat er extra eine Zweitlehre absolviert. «Früher in der Schule wollte ich das nicht. Deshalb habe ich zuerst eine Lehre als Automechaniker gemacht», erklärt Müller. Als dann vor einigen Jahren die Übernahme des elterlichen Hofes diskutiert wurde, haben ihm seine beiden Schwestern den Vortritt gelassen und er seine Pläne geändert. 

Durch Zufall ist der Bauer jetzt auch noch Dachdecker

Bis es aber so weit ist und Müller seinen eigenen Betrieb führt, arbeitet er als Dachdecker. Auch dieser Beruf hat sich für ihn eher durch Zufall ergeben. «Als ich die Schule zum Landwirten gemacht habe, brauchte ich eine Stelle, bei der ich nebenbei 80 Prozent arbeiten konnte. Durch einen Kollegen bin ich zu diesem Job gelangt», erklärt er. 

Viel Zeit für eine Modelkarriere bleibt dem Freiämter also nicht, und das sei auch gut so. Lachend sagt er: «Das Shooting war eine gute Erfahrung und ich möchte nicht sagen, dass ich so was nie mehr mache. Aber es ist nicht mein Ziel, jetzt weiter zu modeln.» Von seiner Aktion erzählt habe er nur seinem engsten Umfeld und dort durchweg positive Rückmeldungen erhalten. «Meine Familie und meine Freunde haben es alle toll gefunden, dass ich da mitgemacht habe», sagt er zufrieden. Bestellt werden kann der Bauernkalender in der Männer- und Frauenausgabe ab sofort unter www.bauernkalender.ch.

 

Quelle: Aargauer Zeitung vom 03.09.21, Melanie Burgener

 

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